Herr Roth, Herr Gauck und der Zettel: Wie ein Idenheimer den Bundespräsidenten mit Mundart zum Lachen bringt

(Bericht aus Trierischem Volksfreund vom 14.01.2016)
(Idenheim) Fünf Ehrenamtliche aus Rheinland-Pfalz sind zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten Joachim Gauck ins Schloss Bellevue eingeladen worden. Einer von ihnen: Ludwig Roth aus Idenheim. Er engagiert sich dort seit vielen Jahren im Kirchenchor und Musikverein. Doch was dem Bundespräsidenten besonders gut gefallen hat, ist Roths Hang zur Mundart.
 
 
 13.01.2016
Monika Pradelok
 
Es heißt: Unverhofft, kommt oft. Als Ludwig Roth aus Idenheim gemeinsam mit vier anderen Ehrenamtlichen aus Rheinland-Pfalz zum Neujahrsempfang ins Schloss Bellevue nach Berlin eingeladen wird (siehe Extra), um von Bundespräsident Joachim Gauck für seine Arbeit gewürdigt zu werden, kann er noch nicht ahnen, welche Ehre ihm bald zu Teil werden wird.

Der 74-Jährige, der sich seit vielen Jahrzehnten in seinem Ort engagiert und lustige Mundart-Theaterstücke schreibt, freut sich erst einmal auf ein Treffen mit dem Bundespräsidenten, was für ihn alleine schon ein großes und denkwürdiges Erlebnis ist, wie er erzählt. Doch da er einer von vielen ist, nimmt er an, dass außer einem Grußwort und Händeschütteln nicht mehr drin sein wird. Joachim Gauck ist immerhin ein viel beschäftigter Mann, denkt er.

Doch es kommt anders. Als die Ehrenamtlichen und Politiker aufgefordert werden, sich zum Mittagessen an ihre Tische zu setzen, staunt Roth nicht schlecht, als ihm ein Mann einen Zettel zusteckt. Auf diesem steht, dass er sich zu Bundespräsident Gauck gesellen soll. "Warum ausgerechnet ich, womit habe ich so eine Ehre verdient?", fragt sich der Idenheimer. Roth kommt der Bitte nach und setzt sich zu Joachim Gauck an den Tisch. Dieser scheint sehr an den Mundart-Theaterstücken des Eifelers interessiert zu sein.

Für den Bundespräsidenten sei gerade der Dialekt ein unverzichtbares Kulturgut, das es zu erhalten gelte. "Haben Sie schon eine neue Idee für ein Stück?", fragt Gauck. "Ich glaube, ja", antwortet Roth, der sich für seine Geschichten vom Alltag inspirieren lässt: "Den Haanes un et Kathrin aus da Efel foaren no Berlin" (übersetzt heißt das: Der Hannes und die Kathrin aus der Eifel fahren nach Berlin). Daraufhin muss der Bundespräsident laut loslachen und trägt Roth auf, alle Eifeler von ihm zu grüßen. "Herr Gauck ist so ein netter Mann", sagt der Idenheimer. Den Besuch in Berlin wird Roth so schnell nicht vergessen. "Schön war es", sagt er. Doch noch viel schöner ist das Lob von seiner Frau Annemarie und seinen drei Kindern. Sie sind auf Ludwig Roth unglaublich stolz und freuen sich, dass er und sein Engagement mit diesem Empfang geehrt wurden.

Er mutmaßt, dass er die Einladung nicht nur wegen der Auszeichnung für sein Lebenswerk bekommen hat (siehe Extra: Zur Person), sondern auch, weil er Mundart-Stücke verfasst. Denen, verrät er dem TV, will er sich noch lange, lange Zeit widmen.
 
Extra
70 Ehrenamtliche aus ganz Deutschland sind zu dem Neujahrsempfang des Bundespräsidenten ins Schloss Bellevue nach Berlin eingeladen worden. Auch fünf Rheinland-Pfälzer waren unter ihnen. Damit würdigt Joachim Gauck auf Vorschlag von Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihr langjähriges, ehrenamtliches Engagement stellvertretend für die vielen Menschen, die sich im Land selbstlos und unentgeltlich einbringen.
 
Extra
Ludwig Roth ist 74 Jahre alt und gebürtiger Idenheimer. Er führt seit 1968 einen Handwerksbetrieb (Maler- sowie Fliesenarbeiten, Trockenausbau) im Ort. Sein ehrenamtliches Engagement beginnt bereits früh: Mit elf Jahren tritt er dem Kirchenchor bei, wo er bis heute noch aktiv singt. Darüber hinaus ist er als Mitglied des Chorvorstands. tätig - und das seit 32 Jahren. Als 16-Jähriger gehört er zu den Gründungsmitgliedern des Idenheimer Musikvereins. Später gehört der erwachsene Roth dann zum Vorstand. Während dieser Zeit schreibt er in Eifeler-Mundart 30 Theaterstücke, wovon einige inszeniert werden. Alle Stücke werden von der Laienspielgruppe des Musikvereins, die Roth aufgebaut hat, aufgeführt. Bislang hat Roth eher Komödien verfasst, wie zum Beispiel die Geschichte über den Wilderer und Förster. Der Idenheimer möchte sich aber auch ernsteren Themen widmen. Von 1984 bis 2002 ist er zudem im Pfarrgemeinderat der Pfarrei Idenheim als erster Vorsitzender, von 2002 bis 2004 als stellvertretender Vorsitzender, tätig. 2014 wird er im Rahmen des Deutschen Bürgerpreises für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Und reist Anfang 2016 zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten nach Schloss Bellevue